Kooperative Gesamtschule Kirchberg: Ausonius-Gymnasium und Ausonius-Realschule plus


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23.09.2013

KGS Kirchberg empfängt Gäste aus dem hohen Norden

Comenius-Projekt „FinGerMail“ meistert erfolgreichen Austausch in Kirchberg

Schüler vor der Burg Eltz

Schüler Sipi Ylä-Nojonen, Bastian Auler und Anton Padatsu (v.l.) während des Workshops

Kurz vor 19 Uhr: Erwartungsfroh und ganz aufgeregt trotzten 24 Neuntklässler der Kooperativen Gesamtschule Kirchberg und ihre Eltern dem herbstlichen Nieselregen vor ihrer Schule und warteten auf den lang ersehnten Besuch aus Finnland. Eigentlich hätten die finnischen Gastschüler schon drei  Stunden früher in Kirchberg ankommen sollen, doch die Fähre, mit der sie über Nacht vom schwedischen Trelleborg nach Travemünde übergesetzt hatten, hatte Verspätung. Dann endlich bog der grün-gelbe Reisebus in die Einfahrt des Schulzentrums ein und die 27 Gastschüler aus der finnischen Kleinstadt Virrat, die etwa vier Autostunden nördlich von Helsinki liegt, wurden von den Hunsrückern mit selbstgebastelten Willkommensplakaten und Süßigkeiten gebührend empfangen. Die Wiedersehensfreude war groß, denn seit dem Besuch der Kirchberger Schüler in Finnland vor über neun Monaten hatte man sich nicht mehr gegenüber gestanden, sondern lediglich per E-Mail und über soziale Netzwerke miteinander kommuniziert. Obwohl sich die deutschen und die finnischen Schüler jetzt erst zum zweiten Mal für mehrere Tage persönlich sahen und Zeit miteinander verbringen durften, kennen sie sich bereits seit über zwei Jahren.
Entstanden war der Kontakt zwischen der KGS Kirchberg und der Virtain Yläkoulu in Virrat im Jahr 2011 durch einen transnationalen Workshop, an dem auch der Regionalrat Wirtschaft Rhein-Hunsrück beteiligt war und der durch das LEADER-Projekt finanziert wurde. Während der Sommerferien 2012 wurde aus dem ursprünglich geplanten E-Mail-Projekt namens „Fin(land)Ger(many)Mail“ ein Comenius-Projekt. Dabei handelt es sich um ein Programm der Europäischen Union, das die Zusammenarbeit zwischen Schulen innerhalb der EU fördert. Beide Schulen in Kirchberg und Virrat hatten sich im Rahmen eines aufwändigen Bewerbungsverfahrens für das Comenius-Programm qualifiziert und  durften sich über großzügige finanzielle Zuschüsse freuen.
Ziel der Kooperation im Rahmen des Projekts wird es noch bis zum Schuljahresende sein, die Lebensart und die Zukunftsperspektiven Jugendlicher in den ländlichen Gebieten Hunsrück und Mänttä-Vilppula mit Hilfe neuer Medien zu durchleuchten und in der Verständigungssprache Englisch zu dokumentieren. Themen wie die Nutzung neuer Technologien, Traumberufe und berufliche Möglichkeiten in den ländlichen Regionen werden dabei bearbeitet und mit Hilfe von Videos, E-Mails und interaktiven Präsentationen vorgestellt. Alle Ergebnisse werden von den Schülerinnen und Schülern in Form von Portfolios dokumentiert.
Die Höhepunkte der Projektarbeit stellen persönliche Schülerbegegnungen dar. Bereits im Januar dieses Jahres reisten die Kirchberger Schüler ins kalte Finnland. Der Gegenbesuch folgte jetzt. Neben projektbezogenen Workshops zu den Themen Gesellschaft, Geschichte, Geographie und Sprache waren die Schüler auch kulturell und sportlich unterwegs. So wurde unter anderem eine geführte Stadtwanderung durch die multikulturelle Metropole Frankfurt am Main angepackt. Auch unternahmen die Schüler einen Ausflug zur Mosel und besichtigten die über die Landesgrenzen hinaus bekannte Burg Eltz. Der Nationalsport Fußball ist natürlich ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Kultur, weshalb es sich die Kirchberger Neuntklässler auch nicht nehmen ließen, ihre finnischen Freunde zu einem Bundesliga-Spiel nach Mainz einzuladen.
Aber auch den Schulalltag in Kirchberg sollten die finnischen Gäste kennen lernen: Unterschiedliche Fächer, unterschiedliche Zeiten, unterschiedliche Pausen, stellten die Schüler schnell fest. „Ich bewundere es, wie es die deutschen Schüler schaffen, erst nach 13 Uhr ihr Mittagessen einzunehmen“, erklärte ein finnischer Schüler schmunzelnd. „Wir fangen morgens erst um neun Uhr an und Essen gibt es in der Schulmensa – je nach Stundenplan – entweder um elf oder zwölf Uhr.“
Die finnische Lehrerin Paula Niittyniemi-Mehn und ihr Kollege Kari Pöyhönen zeigten sich sehr zufrieden mit dem Verlauf des Austauschs: „Wir sind sehr froh, dass alles so gut geklappt hat und freuen uns vor allem, dass wir von den deutschen und finnischen Eltern so viel Unterstützung bekommen haben. Ohne ihre Kooperation hätten wir den Schülern solch eine Erfahrung nie ermöglichen können“, so Niittyniemi-Mehn. Auch die auf deutscher Seite verantwortlichen Lehrer Birgitta Braun, Christian Seibel und der pädagogische Koordinator Tobias Eiserloh betrachten den Austausch als Erfolg: „Der Austausch forderte die Lehrkräfte in der Vorbereitung immens. Aber unsere Arbeit hat sich gelohnt, denn wir konnten den Schülern interkulturelle Erfahrungen vermitteln, die sie wahrscheinlich ihr Leben lang in Erinnerung behalten werden“, zieht Eiserloh Bilanz.
Ob sich die Schüler jemals in dieser Konstellation wiedersehen werden, bleibt ungewiss. Allerdings sind durch das Comenius-Projekt einige enge Freundschaften entstanden, die bestimmt die Schulzeit überdauern werden.