Geschichte umgibt uns, und die „große Geschichte“, die man im Unterricht kennen lernt, ist manchmal nur ca. 30 Minuten Fahrt entfernt, was die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a/b/c am 03.09.2020 in der Aula der KGS Kirchberg anschaulich erfahren durften.
Am 10. März 1944 wurde in den Moselorten Bruttig und Treis ein KZ-Außenlager errichtet, welches ungefähr ein halbes Jahr existierte. Um die Kriegsproduktion des NS-Regimes vor den zunehmenden alliierten Bombenangriffen zu schützen, ging man zur unterirdischen Verlagerung der Produktionsstätten über. So war der leerstehende Eisenbahntunnel für die Flugzeugindustrie vorgesehen, in welchem vor allem Zündkerzen produziert werden sollten. Hinter dem Firmennamen WIDU GmbH verbarg sich eigentlich die ROBERT BOSCH GmbH aus Stuttgart. Die meist politischen Häftlinge aus Westeuropa und Zwangsarbeiter aus Osteuropa wurden nicht in der Produktion eingesetzt, sondern im Ausbau des Tunnels zur Produktionsanlage.
Die Existenz dieses KZ-Außenlagers ist nicht vielen bekannt; es gibt auch keine Gedenkstätte, die die Erinnerungsarbeit aktiv betreiben könnte. Eindrücklich und persönlich las der Schriftsteller Ernst Heimes über die „Initialzündung“ zu seiner Spurensuche nach dem KZ-Außenlager Cochem, über die Gespräche mit Zeit- und Augenzeugen, die Schwierigkeiten seines Vorhabens und die unterschiedlichsten Reaktionen darauf. So entstand ein umfassendes Bild, das nicht nur nüchtern Sachwissen vermittelt, sondern die Menschen zu Wort kommen lässt, die diesen Teil der Geschichte erlebt hatten. Die vielen Fragen der Schülerinnen und Schüler im Anschluss vermittelten, dass Geschichte einfach spannend ist, weil sie einen etwas angeht, wenn die „große“ und „kleine“ Geschichte/n verschmelzen.
Ernst Heimes las aus seinen beiden Büchern „Ich habe immer nur den Zaun gesehen. Suche nach dem KZ-Außenlager Cochem“ (1992) und „Bevor das Vergessen beginnt“ (2019).
Wir danken Ernst Heimes für eine aufschlussreiche und für die Erinnerungsarbeit und die Erinnerungskultur wichtige Lesung, aber auch Frau Freund, die durch eine Ferienlektüre auf Ernst Heimes aufmerksam geworden war und kurzerhand diese Lesung organisierte. Vielen Dank!
Text von: Julia Beck