Dass digitaler Fernunterricht in Coronazeiten auch in der Deluxe-Variante möglich ist, bewies am vergangenen Freitag der Sozialkunde-Leistungskurs der Stufe 12 des Ausonius Gymnasiums Kirchberg. Die Schülerinnen und Schüler nahmen ihre persönliche Situation, bei der anstehenden Landtagswahl kommenden Sonntag als Erstwähler an die Urne treten zu dürfen, zum Anlass, um im Rahmen des Home-Schoolings mit ihrem Lehrer Florian Rapp eine digitale Podiumsdiskussion mit Vertretern verschiedener Parteien zu organisieren und durchzuführen. Zu Beginn der fast zweistündigen Veranstaltung mit dem Titel „Jugend goes Politik – Podiumsdiskussion zur Landtagswahl 2021“ begrüßte Schulleiter Wolfgang Altmayer alle Anwesenden vor ihren digitalen Endgeräten und übergab direkt das Wort an die Schüler und Moderatoren des Events: Anna-Lena Friedrich und Tim Tölle. In professioneller Art und Weise hießen die beiden die Gesprächsgäste des Abends willkommen: Hugo Bader (Freie Wähler), Dr. Harald Bechberger (AfD), Bettina Brück (SPD), Tom Ebertz (Die Linke), Philipp Fernis (FDP; aus terminlichen Gründen in der zweiten Hälfte vertreten durch Thorsten Hachmer), Ralf Kauer (Bündnis ´90/ Die Grünen) und Karina Wächter (CDU). Nach einer kurzen Erläuterung des Ablaufs und der Regeln der digitalen Debatte, stiegen die Moderatoren mit einer aktivierenden Elevator-Pitch-Runde in die erste Hälfte der Veranstaltung ein: „Gebe Sie uns Ihre Stimme, weil…“ in 60 Sekunden. Im Anschluss folgten kontroverse Gesprächsrunden zu schülernahen Themen wie Wahlalter mit 16, Fridays for Future oder auch Schule der Zukunft. Geschickt formulierten die Moderatoren auch themenbezogene Halbsätze vor, die die anwesenden Kommunalpolitiker zu Ende führen mussten. Durch diese Impulse wie z.B. „Wenn ich mir die Digitalisierung an deutschen Schulen ansehe, dann…“ oder „Die aktuellen Coronamaßnahmen sind für mich…“ entlockten die Schülerinnen und Schüler ihren Gesprächsgästen klare und direkte Antworten, bei denen die teils sehr gegensätzlichen Positionen der Parteienvertreter deutlich wurden. In der zweiten Hälfte der Podiumsdiskussion hatten die anwesenden Zuhörer die Gelegenheit, Fragen über den Chat oder live an einzelne Politiker oder die gesamte Gästerunde zu stellen. Bei durchschnittlich 85 Zuhörern war das Interesse der Jungwähler immens, sodass die Moderatoren trotz einer spontanen Zeitverlängerung nicht alle Fragen aufgreifen konnten. Lebendig diskutiert wurden Themen wie Bildungsunterstützung für finanzschwache Familien, Regierungsverantwortung für Infrastrukturen auf der kommunalen Ebene, der mögliche Verlust des „Umwelt-Focus“ der Partei Bündnis ´90/ Die Grünen, die Zukunft des Flughafens Hahn, die Einordnung der Bewegung „Extinction Rebellion“, umweltfreundliche Mobilität in der Region, die stärkere Beteiligung von jungen Menschen am politischen Entscheidungsprozessen oder auch die Position der Frau anlässlich des Weltfrauentages. Auf der Basis fundierter Fakten hakten die Schülerinnen und Schüler auch kritisch an der ein oder anderen Stelle nach. Sehr persönliche Impulse flossen in die Debatte mit ein, als die Moderatoren einen Auszug aus einem Gedicht einer Mitschülerin zum Thema „Corona und die Angst junger Menschen“ vorlasen. Bei der Anzahl an Gesprächsgästen war es für Anna-Lena-Friedrich und Tim Tölle nicht immer leicht, die ein oder andere ausschweifende Antwort auf Fragen im Rahmen zu halten, doch die beiden hielten die Zügel der „Zeitwächter“ fest in der Hand und leiteten mit Bravour durch die Veranstaltung. Mit dem aus TV-Polit-Talk-Formaten bekannten Fragekniff, welchen der anwesenden Gesprächsgäste der jeweilige Politiker am liebsten auf eine einsame Insel mitnehmen würde, gelang es den Schülern bei all der politischen Kontroverse die Podiumsdiskussion galant und zusammenführend abzurunden.